Hoffnung, Freundschaft, Karen

look-twice-graz Jede einzelne der Regenbogen-Fliesen an der Wand des Sportheims ist ein Unikat. Sehr oft taucht das Wort Hoffnung auf. Symbole, Texte, Bilder und immer wieder ein Name: Karen. Sie hatte die Idee zur Gestaltung, mit ihrem Wissen töpferten die in Dollbergen wohnenden Flüchtlinge, ehrenamtliche Helfer und Mitarbeiter des ASB (Betreiber der Unterkunft), insgesamt an die 50 Personen, die 120 Keramiken.

Angefangen hatte alles mit komischen Vögeln, den Zaunhockern, dem ersten Ton-Projekt unter Karens Anleitung. Sie selbst hat ihren Namen übrigens nicht ein einziges mal in die Keramiken geschrieben.

Es sei eine weitere Attraktion für das Dorf entstanden, freute sich Dollbergens Ortsbürgermeisterin Tove Knebusch. Derartige Projekte förderten den Zusammenhalt, brächten Ablenkung von schweren Gedanken und sind eine positive Abwechslung vom Alltag mit seinen Vorschriften, Regeln und Unterricht. Sie möchte den steinernen Regenbogen als Schutzbogen für uns alle und insbesondere für unsere Geflüchteten verstanden wissen.

Der TSV-Vorsitzende Jürgen Buchholz betonte, das Sporthaus sei nicht nur für Sportler da, es sei ein Heim für alle, die sich hier wohlfühlten, ein Sport-Familienhaus sozusagen, und nun erweitert: ein Sport-Familien-Flüchtlings-Hilfswerkshaus, als Ergebnis der Zusammenarbeit mit ASB, Gemeinde Uetze und Turnverein.

Das Ehrenamt habe in der Flüchtlingskrise den wichtigsten Part gespielt, bedankte sich Ursula Tesch als Vertreterin der Gemeinde Uetze. Es brauche Menschen wie Karen und ihre Mitstreiter, die gemeinsam derartige Projekte stemmen, wie ein flüchtiges Naturereignis in ein beständiges Symbol zu wandeln, meinte sie sinngemäß. Als Anerkennung überreichte die Erste Gemeinderätin Blumen von den Mitarbeitern der Gemeinde Uetze.
Von der Bingo-Lotto-Stiftung gab es finanzielle Unterstützung für das Material – den Ton, den Fliesenkleber.

Verschiedene Farben als Symbol für verschiedene Kulturen und ein Bogen als Brückensymbol, der verbindet, das war das Anliegen, das die Künstlerin mit dem Wandbild ausdrücken wollte. Vielleicht ahnt sie nicht, wie viel mehr das Bild bedeuten kann. Denn wenn sich die hier Einquartierten in alle Winde zerstreut haben – die Unterkunft wird im nächsten Jahr vermutlich aufgelöst – und alle Beteiligten längst mit anderem beschäftigt sind, die Regenbogenfliesen werden noch leuchten und ihre Texte jeden berühren, der sie liest.

Besonders bewegend ist zum Beispiel das Gedicht eines afghanischen Dichters, das Asif auf seiner Fliese verewigt hat, hier frei (von Feisi) übersetzt:

Es wird der Tag kommen,
an dem wir getrennte Wege gehen müssen.
Wir werden einzeln nacheinander fortgehen.
Es wird der Tag kommen,
an dem wir andere als Erinnerung zum Lachen oder Weinen bringen.
Erinnere dich manchmal, mein Freund.
Denn es wird der Tag kommen,
an dem wir getrennte Wege gehen müssen.

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