Gasolin-Brache kann so nicht bleiben

Dollbergen-Wappen, Ortsrat Dollbergen. Auch wenn es keine Pläne zur Rückführung dieser Industriebrache in ein Gewerbegebiet gebe, müssten doch wegen der Altlasten im Boden in Zukunft (teure) sanierende Maßnahmen ergriffen werden. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und auch, weil eine vorhandenen belastete Fläche einer bisherigen Ackerfläche vorzuziehen ist, sei es daher wesentlich vorteilhafter, die Flächennutzungsplanänderung weiter voranzutreiben. Um möglichst umfassend zum Sachstand zu informieren, hatte gestern der Ortsrat Dollbergen gemeinsam mit dem Gemeinde-Ausschuss VUP (Verkehr, Umwelt, Planung) Vertreter der beteiligten Interessengruppen eingeladen.

Bürgermeister Werner Backeberg würde die gewerbliche Nutzung begrüßen. Man habe keine Angst vor komplexen Aufgaben. Industrie an diesem Standort sichere Arbeitsplätze und werte die Infrastruktur auf. Jedoch müsse dieser Umbau natürlich die Belange der Bevölkerung, des Naturschutzes und andere Konfliktpunkte berücksichtigen. Eine Gemeinde könne eine Gewerbefläche ausweisen und erschließen – das kostet und die Ansiedlung von Betrieben ist damit nicht gesichert, fasste der Bürgermeister zusammen. Bei der Brachfläche in Dollbergens Norden, die im vorigen Jahrhundert bereits Industrie-Standort war, habe man den Glücksfall, einen Investor gefunden zu haben, der sich um die Planung, Sanierung, Erschließung und Ansiedlung als Gesamtpaket kümmert.

Ähnlich positiv äußert sich der Investor, der in diesem Gelände aufgrund der Lage mit möglicher Bahnanbindung Potential sieht, obwohl einige Hürden zu nehmen sind.
Da wäre der Einwand von Naturfreunden, die in dieser Brache schützenswerte Tiere gefährdet sehen, Stichwort Zauneidechsen. Des Weiteren die nicht unerheblichen Altlasten im Boden und die Sorge um mögliche Grundwasser-Schäden und die Sorge um hohes Verkehrsaufkommen durch LKW-Verkehr in Höhe von möglicherweise 100 zusätzlichen LKW-Fahrten.

Als Gewerbebetriebe sind im Gespräch: eine Biogas-Anlage, die Biomasse aus der Lebensmittelindustrie verwertet, Kleingewerbebetriebe, eine Anlage, die Plastik zu Kraftstoffen umwandelt, ein Solarpark, eine Baustoff-Aufbereitung… Jedoch befinden sich diese Vorschläge noch im Planungsstadium, meinte Investor Norbert Scholten vom Unternehmen Soepenberg. Die Soepenberg GmbH hat sich der Kreislaufwirtschaft verschrieben. Für das Gewerbegebiet Gasolingelände prognostiziert der Investor circa 80 bis 120 Arbeitsplätze.

Die Zauneidechsen seien nicht das Hauptproblem, jedoch sei die Population auf der Brache eine der bedeutendsten der Region Hannover. Andreas Ness vom Institut für Umweltstudien Weibel und Ness klärte die Anwesenden über die rechtlichen Grundlagen auf, unter welchen Umständen eine Umsiedlung machbar wäre. Eine Verlegung des Habitats habe die Untere Naturschutzbehörde zu prüfen. Eine Zustimmung könne erreicht werden, wenn 1. zwingende Gründe und öffentliches Interesse vorlägen, 2. zumutbare Alternativen nicht vorhanden sind und 3. darf sich der Erhaltungszustand einer Art nicht verschlechtern. Umweltberater Erhard Zander zweifelte an, dass eine Umsiedlung innerhalb von sechs Tagen erfolgreich gelingen könne, dafür bräuchte es vermutlich erheblich mehr Zeit.

Insgesamt müsse die Fläche erneut untersucht werden, um alle vorkommenden Arten und Habitate aus Fauna und Flora erneut zu erfassen. Zudem müsse ein Lärmschutzgutachten erstellt werden. Und weitere Untersuchungen zur Bodenbelastung sollen folgen, bzw. sind bereits seit Jahren in Beobachtung. Eine Versiegelung im nördlichen Teil ist zwingend notwendig, um weiterer Kontamination des Grundwassers vorzubeugen. Die einzelnen Planungsbüros, Interessenten und Behörden stehen in ständigem Kontakt, Fachleute werden hinzugezogen. Planer Askan Lauterbach meinte dazu: „Wir werden gründlich arbeiten.“

Die weiteren Planungen, bei der sicherlich viele Kompromisse gefunden werden müssen, gehen weit in die Zukunft und werden wohl erst im folgenden und darauf folgenden Jahr konkretisiert werden können.

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