Aus den Detektoren klingt Hintergrundrauschen, dann plötzlich ein leises Tackern, das sich zu einem Stakkato steigert und wieder abebbt. Gegen den gerade so eben hellen Abendhimmel zeichnet sich ein etwa schwalbengroßer Schatten ab, der genauso flink, wie die entsprechenden Jäger am Tag, dicht über Dächer und Straße dahinjagt und Insekten im Flug fängt. Je nach Frequenz der Laute der etwa fünf bis sechs bei uns im Gemeindegebiet heimischen Fledermäuse können Bernd Rose und Hans-Jürgen Sessner vom Nabu Burgdorf-Uetze halbwegs unterscheiden, um welche Art es sich handelt.
Langohr, Zwerg- oder Wasserfledermaus kommen nun bei Anbruch der Nacht aus ihren Tagquartieren – Dachstühle, Fassaden oder Baumhöhlen. Etwa 25 Interessierte waren am Freitagabend zur ersten derartigen Führung am Treffpunkt in Dollbergen gekommen. Das Team vom Nabu hatte zur Ansicht einige ausgestopfte Exemplare und Präparate mitgebracht. Zu Beginn der nächtlichen Führung, die in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Dorferlebnispfad Dollbergen wurde, erzählte Bernd Rose kurzweilig vom Leben der verschiedenen Nachtschwärmer und der Arbeit des Nabu, um die auf der Roten Liste stehenden Tiere zu schützten. So sind die ehrenamtlichen Aktivisten immer dankbar, wenn aus der Bevölkerung Sichtungen gemeldet werden, um ihre Daten zu ergänzen.
Im Sommer sammeln sich die Weibchen in Wochenstuben, um gemeinsam ihre Jungen aufzuziehen. Einzelne Fledermäuse suchen tagsüber gerne enge Lücken in Fassaden oder Dachstühlen auf. Das Winterquartier sollte feucht genug sein, damit die pergamentartigen Flügel der Tierchen nicht austrocknen, schließlich müssen sie in den Kühlen Räumen die Zeit von November bis etwa April überstehen. In Dollbergen haben die Naturschützer auf dem brachen Gasolingelände die Bunker fledermaustauglich gestaltet. Auch in Hänigsen, Eddesse, Ohof etc. befinden sich Quartiere. Zwei bis dreimal im Jahr wird kontrolliert.
Die geheimnisvollen Wesen, die dicht beim Menschen leben, werden dennoch kaum wahrgenommen, weil sie nur in der Nacht jagen. Auch Fledermäuse sehen in der Dunkelheit nicht. Jedenfalls nicht mit den Augen. Sie stoßen Schreie im Ultraschallbereich aus und werten die Echos so genial aus, dass sie nicht nur nie mit Häusern, Bäumen oder Menschen zusammenstoßen, sie können mit der Schallortung ihre Beute, Mücken und Nachtfalter, aufspüren und fangen. Die zurückgelegte Flugstrecke, die meist immer in den gleichen „Flugkorridoren“ abgeflogen wird, kann dabei 20 Kilometer betragen.
Eine Zwergfledermaus bringt es pro Nacht auf 4000 Mücken! Das allein sollte Grund genug sein, diesen Nützlingen das Leben nicht zu schwer zu machen: alte Bäume auch mal stehen lassen, Fassaden und Dachstühle bei der Sanierung oder beim Neubau nicht hermetisch abriegeln, den Garten naturgerecht auch für Fledermausbeutetiere wie Nachtfalter gestalten – dann können auch die Generationen nach uns noch in Gruppen unter Bäumen oder am Wasser stehen und das ferne Klickern aus den Detektoren bestaunen, die wie geheimnisvolle Laute aus einer fremden Welt klingen.
Apropos nächste Generation – eine Fledermausführung für Kinder wird am Samstag, den 3. September angeboten.
Fotos von der Nachtwanderung zu den Fledermäusen.
Mehr Infos zu Fledermäusen: Nabu Batnight.
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