Nachlese geschichtliche Radwanderung

Burg Heeßel Rekonstruktion Bei der Radtour am Sonntag ist alles gut gelaufen, meldet der Archäologe Thomas Budde. „Den Schauern sind wir entgangen, wir waren etwa 30 Teilnehmer und sogar in Burgdorf kamen noch Interessierte hinzu. Der Zeitplan wurde auf die Sekunde eingehalten, was ja nicht immer klappt. Es war sogar sehr angenehm und schön frühlingshaft. Glück gehabt.“

Kurzbericht: Archäologisch-geschichtliche Radwanderung „Burgdorf: Marktflecken, Stadt und frühe Burgstellen der Edelherren von Depenau“
Führung: Thomas Budde M.A., Archäologe
TP: Sonntag, 26. April, 14.00 Uhr, Abbensen, vor der Kirche / Bäckerei Grete, nach 14.20 Arpke am Dorfteich, nach 14.30 Naturfreundehaus Grafhorn
Länge (Abbensen hin und zurück): 35 km (Arpke 24 km, Grafhorn 17,5 km)

Nachdem vor Jahren schon bei einer archäologischen Exkursion des Heimatvereins ein Abstecher zum alten lüneburgischen Amtssitz Meinersen gemacht worden ist, geht es nun – über gut ausgebaute Rad- und Feldwege – nach Westen zum ehemaligen Amtssitz Burgdorf, das bis 1974 sogar noch einige Bedeutung als Kreisstadt hatte.

Erste Station der Radwanderung ist Burgdorf selbst. Hier wird die mittelalterliche Entstehungsgeschichte der Stadt erläutert. Trotz schwerer Zerstörungen in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519), im 30jährigen Krieg (1632) sowie den Stadtbränden von 1658 und 1809 vermittelt die Altstadt immer noch einen guten Eindruck von der mittelalterlichen, unter Herzog Otto dem Heiden um 1433 angelegten, einst mit Wall und Graben befestigten mittelalterlichen Stadtanlage. Gleichzeitig wurde damals am Südrand der Altstadt, im Schutz der Burgdorfer Aue, eine mächtige Wasserburg erbaut, von der heute noch die Nachfolgeanlage des Burgdorfer Schlosses zeugt. Vor der Eroberung durch die welfischen Herzöge in der kleinen Stiftsfehde (1420-22) war Burgdorf hildesheimisch. Es handelte sich um einen Marktflecken (Weichbild) mit bereits stadtähnlichem Charakter zu Füßen einer schon vorhandenen Namen gebenden Burg, über die wir aber allerdings kaum etwas wissen, da es in Burgdorf bisher keine Ausgrabungen gegeben hat.

Die Route führt weiter nach Westen zur Burg von Heeßel, gelegen in der moorigen Niederung südlich des Dorfes. Hier ist noch eine mächtige Wallanlage mit Turmhügel, spiralförmigem Ringwall und zwei Vorburgen erhalten. Ausgrabungen durch das Provinzialmuseum Hannover im Jahre 1934 deuten auf eine Datierung in das 8. bis 13. Jahrhundert und eine mehrphasige Entwicklungsgeschichte.

Anschließend wird die in der Aueniederung bei Steinwedel bei der Depenauer Mühle gelegene, gänzlich eingeebnete Burgstelle Depenau aufgesucht, auf die archäologische Funde und Luftbilderkenntnisse hindeuten. Sie war Stammsitz des im 12. und 13. Jahrhundert bezeugten Dynastengeschlechts der Edelherren von Depenau, das für das Burgdorfer Gebiet bis zu seiner Vertreibung durch den Hildesheimer Bischof eine ähnlich wichtige Rolle spielte wie die Edelherren von Meinersen für das Gebiet um Uetze, Edemissen und Meinersen. Wenngleich nur für die Burg Depenau sicher nachweisbar, gehen vermutlich auch die Burgen in Heeßel und Burgdorf auf die Edelherren zurück.

Letzte Station ist der Standort der wohl zur Feste Depenau gehörigen Maria-Magdalenen-Kapelle im Waldstück Heister bei Klein Steinwedel.
Text und Fotos: Thomas Budde

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