Während in diesem Jahr Hannover der Ausrichter der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit ist, gedachte man auch in Dollbergen einmal mehr der Vergangenheit der zwei Deutschlands.
Für die Nachgeborenen ist der Begriff DDR lediglich ein Thema im Geschichtsunterricht, die älteren Mitbürger erinnern sich noch gut an ein geteiltes Land. Viele der ehemaligen DDR-Bürger sind heute unter uns, im Westen, erkenntlich meist nur noch am unverkennbaren Dialekt.
Wer schlau war, ist ja damals „rübergemacht“. Wer jedoch in den entvölkerten Ostdörfern, die teils so bezeichnende Namen wie Elend und Sorge tragen, geblieben ist, kämpft immer noch mit den Tücken des „goldenen“ Westens: Arbeitslosigkeit in zweistelligem Bereich, nur prozentuales Westniveau von Lohn und Rente, Häuser und „abgewickelte“ Fabriken verfallen, Hakenkreuze an grauen Wänden. Der durchfahrende Besucher sieht meist nicht viel davon, wurden doch selbst Bundesstraßen dort mit dem Programm Aufbau Ost dreispurig ausgebaut und schnell ist der schale Eindruck verflogen.
Einzig beim Einkaufen stellt der „Wessi“ überrascht Unterschiede fest – selten wird man als Kunde in den „alten“ Bundesländern so freundlich und zuvorkommend in den Geschäften behandelt, wie dort „Drüben“, das Wort, das für die Ostler den Westen meinte. Vor dem Mauerfall sah das in den Läden der „Ostzone“ ganz anders aus – die Ossis wissen, was gemeint ist.
Ein Vierteljahrhundert ist das nun her. Die Menschen haben sich inzwischen angepasst, wie sie es immer schon getan haben. Man vergisst ja so leicht. Dass manches eben nicht vergessen werden darf, daran soll der Einheitstag erinnern.
Darf man das Ende der DDR feiern? Es war ja nicht alles schlecht, sagen die einen. Aber vieles, ganz vieles war auch nicht gut, um es untertrieben auszudrücken.
Auch heute steht in diesem Land, auf diesem Kontinent nicht alles zum Besten. Aber man darf es wenigstens laut aussprechen, ohne dafür gleich mit Repressalien, Gefängnis oder Berufsverbot und staatlicher Aufsicht bedroht zu werden.
Dollberger Einheitsfeier
Eigentlich sollten an dieser Stelle die Worte der Redner wiedergegeben werden, vom Landtagsabgeordneten Dr. Hans-Joachim Deneke-Jöhrens oder dem Vorsitzenden des CDU-Ortsverbands Dirk Rentz, die heute vor den etwa 40 Zuhörern in Dollbergen sprachen. Doch im Prinzip haben sie Ähnliches gesagt, jeder aus seiner eigenen Perspektive. Und jeder einzelne von uns hat ja seine eigenen Erlebnisse mit der damaligen „sogenannten“ DDR, mit dem Ende dieser Ostrepublik durch eine friedliche Revolution, die ebensogut in einen dritten Weltkrieg hätte münden können – und dem gemeinsamen Neubeginn nach 1989.
Und genau das feiern wir heute. Alles wird gut!
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