Südlich des Birkenwegs soll durch den Investor HRG ein neues Baugebiet entstehen. Vorab bei solchen Bauprojekten ist es gesetzlich geregelt, nach etwaigen archäologischen Funden zu suchen. Die sogenannte Veranlassergrabung wurde folglich durch die HRG finanziert. So wurden im vergangenen Jahr Sondagen angelegt, der Oberboden wurde in breiten Streifen abgeschoben und die darunter liegenden Schichten fachlich begutachtet.
Da es östlich der Fuhse im Peiner Gebiet zahlreiche Funde und Meldungen gibt – dank eines rührigen Ehrenamtlichen, der dort gezielt mit geschultem Auge sucht, liegt der Verdacht nahe, dass auch auf der bislang undokumentierten Regionsseite noch so manches im geschichtsträchtigen Boden schlummert. Und tatsächlich wurden die Archäologen fündig. Aufgrund der gesammelten Stücke konnte die Zeit eingegrenzt werden: an dieser Stelle siedelten bereits vor rund 2500 Jahren Menschen, die von Ackerbau und Viehzucht lebten.
Die Kommunal-Archäologin Ute Bartelt, Regionsarchäologin beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD), Untere Denkmalschutzbehörde in Hannover kam am Mittwoch nach Dollbergen, um auf Einladung des Ortsrates Dollbergen die Neugier der Interessierten anschaulich und kurzweilig zu befriedigen. Für die Laien des Vortrags erläuterte sie leicht verständlich zunächst die Vorgehensweise bei derartigen Sondierungen und präsentierte und erklärte anschließend die Ergebnisse zu den Grabungen am Birkenweg. Die „Störungen“ im Boden deuten auf eine Besiedlung, das sei durch Verfärbungen erkennbar, die durch das Bewegen der Erde etwa beim Eingraben von Pfosten entstünden, sagte Ute Bartelt. Leider sei durch meterhohe Erosion des Bodens kaum noch eine genaue Grundriss-Struktur erkennbar, um beispielsweise auf die Art der Bebauung zu schließen. Zudem seien in dem Bereich kistenfüllend Scherben zu finden gewesen, die eine zeitliche Bestimmung ziemlich eindeutig ermöglichen.
So lebten die Proto-Dollberger in der sogenannten Vorrömischen Eisenzeit, 750 bis 480 vorchristlicher Zeitrechnung. Die gefundene Keramik auf der 1,2 Hektar geöffneten Fläche wird dem Nienburger Typ zugerechnet, die ungefähr zwischen Ems und Mittelelbe verwendet wurde. Einen Teil der Tonwarenteile hatte die Archäologin mitgebracht, es handelte sich ursprünglich um Grobkeramik wie Vorratskrüge und Schalen, ein Fragment bezeichnete sie als Teil einer Nienburger Tasse. Ein halbes Dutzend Spinnwirtel aus gebranntem Ton seien gefunden worden, runde Teile mit Loch, die als Gewicht beim Spinnen mit der Hand dienen. Sogar Lehmwerk vom Verputz bei Flechtwänden – ein ganz seltener Fund – waren noch im Boden erhalten worden.
Diese Artefakte in der Hand zu halten, die zuletzt die unbekannten Siedler der Eisenzeit benutzt hatten, war für die Zuhörer des Referats ein bewegendes Erlebnis.
Ortsrat und Heimatverein haben bei der Denkmalpflegerin die Idee angefragt, eine Informationstafel am Grabungsgebiet aufzustellen. Dabei will Ute Bartelt die Dollbergen unbedingt unterstützen.
Es gibt noch viele weiße Flecken in der Geschichte unseres Dorfes, das nun also nachweislich älter als die urkundliche Erwähnung von 1226 zu datieren ist, oder womöglich schon in der Steinzeit besiedelt war. Jedoch haben viele Menschen in der Umgebung so manches am Wegrand gefunden und bewahren es zuhause auf. Vielleicht ist es nun an der Zeit, diese Funde zu dokumentieren und kartieren und bei Verdacht ein Foto davon, per Mail, an die Regionsarchäologin zu senden, um das vierdimensionale Puzzle zu ergänzen.
Archäologische Denkmalpflege, Frau Ute Bartelt 0511 616-22506, Ansprechpartener unter anderem für den Bereich Uetze.
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