Der Empfang von geladenen Gästen im neuen Jahr ist bereits Tradition bei der Kirchengemeinde Dollbergen-Schwüblingsen. Auch einen Redner dazu einzuladen gehört mittlerweile zur Veranstaltung. In diesem Jahr konnte Pastor Karl-Heinz Friebe dafür gewonnen werden, der dem KDL, dem „kirchlichen Dienst auf dem Lande“ angehört. Er referierte infolgedessen zum Thema: „Landwirtschaft und Ethik“.
Zudem hat er Bezug zu Dollbergen, denn er ist über das Studium bekannt mit dem ehemaligen Pastor des Dorfes, Christoph Morgner. Was er noch nicht kannte, ist der Geschmack vom berüchtigen Dollberger „Storchenwasser“ – er bekam vom Gemeindpastor Sassenhagen eine Probe überreicht.
Schnell und konzentriert sprach Pastor Friebe, der im Raum Hannover selbst eine Landwirtschaft mit Grünland und Heidschnuckenschafen betreibt. Er weiß also, wovon er redet, wenn er über die komplexe Problematik der heute gängigen Praktiken der Landwirtschaft referiert. Das „täglich Brot“ sei nicht nur die Produktion der Landwirtschaft, es umfasst die Verbrauchergewohnheiten, die lokalen, regionalen und sogar globalen Systeme – eben das große Ganze, erklärte Pastor Friebe. Aus dem biblischen Auftrag leitet sich jedoch auch eine Verantwortung her. Die läge sowohl bei den Herstellern von Lebensmitteln, als auch bei den Konsumenten. Beim Wirtschaften und haushalten müsse man Natur, Umwelt und die nachfolgenden Generationen im Auge behalten, denn alle Handlungen haben Folgen und Auswirkungen, alles sei miteinander verknüpft.
Im Gesprächsbogen von Genesis bis Exodus riet der Redner die Ethik nicht außen vor zu lassen. Es sei eine gute Sache, dass die heutige Menschheit nur einen Landwirt braucht um etwa 160 Mitbürger zu ernähren, im Gegensatz zu früher, als noch mehr Leute in der Landwirtschaft eingebunden waren und ein Bauer für zwei bis vier Mitesser sorgen konnte. Die Produktivitätssteigerung habe allerdings einen hohen Preis, führte der Supervisor weiter aus – die Arbeitsteilung habe eine Entfremdung zur Herkunft der Lebensmittel zur Folge, ein sozusagen maskiertes Essen anonymer Art, die das Wissen um Massentierhaltung, Genproblematik und Klimawandel ausschließe, Tierhaltung als solche jedoch verzerrt romantisiere.
Karl-Heinz Fiebe rief dazu auf, sich wieder mehr Gedanken zur Herkunft zu machen und die gängigen Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Am besten, mit den Landwirten, derer es zumindest im Dorf Schwüblingsen noch ein knappes Dutzend gibt, in Kontakt zu kommen. Solidarität mit den Produzenten seitens der Verbraucher sei wünschenswert – dann klappt es auch wieder mit der Ethik in der Landwirtschaft.
Pastor Michael Sassenhagen fasste es nach diesen geballten Informationen zusammen: Der Vortrag war breit gefächert, ging in die Tiefe und war dennoch kurzweilig unterhaltsam.
Fotos vom Neujahrsempfang – ohne Worte.
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