Platt is nich Platt

Heimatvereins-Logo Der Heimatverein Dollbergen hatte einen Nachmittag zum Klönen in Plattdeutscher Sprache organisiert. Viele Gäste aus dem Umland stellten fest, dass es sogar von Dorf zu Dorf Unterschiede im Platt gibt.

Bis auf die Schulklasse waren übrigens vorwiegend nur ältere Besucher im Saal, kaum jemand unter 50 Jahre. Die meisten haben Plattdeutsch in ihren Kindertagen gesprochen oder im Elternhaus gehört. Viele unterhalten sich auch heute noch untereinander in Mundart. Ansonsten ist das Niederdeutsche aus unserem Alltag so gut wie verschwunden. Schön dass es noch etliche Menschen gibt, die sich der Erhaltung der lokalen Mundarten verschrieben haben.

Stundenlanges Programm in niederdeutscher Mundart erlebten zahlreiche Gäste – 90 bis 100 Besucher waren es wohl – im Saal der Gastwirtschaft Höbbel. Der Heimatverein Dollbergen hatte Einheimische und Plattdeutsche Gruppen aus den Nachbardörfern eingeladen, Klönrunden und Plattsnackers aus Grafhorn, Sievershausen, Eddesse und Oelerse waren der Einladung gefolgt und trugen mit Sketchen und Texten zur Unterhaltung bei.

Nach einer kleinen Geschichte auf Platt, vorgetragen von Irma Beckmann, kamen Schulkinder der 4. Klasse auf die Bühne, um zusammen mit ihrem Schaulmeester Henning Schulze einiges an niederdeutschem Liedgut zum Besten zu geben. Seit der ersten Klasse singen die Kinder während der Schulstunden gelegentlich zur Gitarre und mussten daher nur noch einmal die heute vorgetragenen Stücke einüben. Das begeisterte Publikum, dass die bekannte Stücke bald mitsang, spornte die 10-jährigen so richtig an. Dat du min Levsten büst, Matten de Haas und Von Herrn Pastor sin Kau, aber da war auch der Letzte im Saal aufgetaut, hatte Spaß an der Darbietung und sang oder klatschte mit.

Danach sinnierte Inge Schmidt über Kaffee und die moderne Tied, nach einem Text von Ina Müller.
Die Plattsnackers aus Grafhorn, mit Schaulmeester Günter Brüggemann, spielten einen Sketch von einem Nachwuchs mit besonderer Farbe.
Im Stau bei Kassel-Süd auf der Autobahn, ein junges, norddeutsches Paar auf dem Weg in den Urlaub – mit nörgelnder Mutter auf der Rückbank. Wie sich diese Szene tatsächlich abgespielt haben könnte, gaben Christa Sager, Margret Sauke und Karl-Heinz Henke zum Besten.

Und so ging der Nachmittag launig dahin, Texte und gemeinsame Lieder lösten einander ab. Die Freunde des ostfälischen Dialekts, erfuhren Erschreckliches über Tücken eines Kurschattens oder von Erinnerungen an Torf-Otte, der sich zu gerne (ver)zählte oder warum man bei unerwartetem Männerbesuch mehr Kartoffeln braucht und nicht zuletzt, wie man das Leben an sich positiv sehen kann.
Gisela Henke und Heinrich von Grünhagen waren als Ehepaar vom Lande im Theater – mit mehr oder weniger frischen Socken.

Ein schöner Abschluss der offiziellen Veranstaltung war das neunstrophige Dollbergen-Lied, von allen gesungen, von Einheimischen gedichtet:

Ein Dullbarger kört

1. Dullbargen anne Fuhse, dat is wunderschön,
[…]
9. Von Dullbargen haste en betten e’hört,
use Lied is tau Enne, nu ward weer ‚ekört.
Ru-di-ral-la-la-la, ru-di-ral-la-la-la.
Ein Dullbarger snackt nich – ein Dullbarger kört.
Melodie: nach Lütt Anna, Susanna.
Text: Klaus Mathei.

Info

Nachdem sich Frau Scherreiks telefonisch beschwert hat, dass in dem Artikel ausgerechnet ihr Name nicht genannt wurde, hier nun explizit ein Hinweis: Die Gruppe Plattdeutsch im Heimatverein Dollbergen unter der Leitung von Helga Scherreiks trifft sich jeden zweiten Mittwoch im Vereinsheim am Pappelweg.

Kommentieren ist nicht erlaubt.