Die Spitzen der regionalen Wirtschaft rund um Hannover waren am Samstag auf ihrer jährlichen Orientierungsfahrt auch zu Gast in Dollbergen, und zwar in der Raffinerie. Im Konvoi fuhren die hochkarätigen Fahrzeuge auf ihrem 200 Kilometer langen Rundkurs in den Gemeindebereich Uetze ein. Jaguar-E, Thunderbird, Corvette und Mercedes-300-SL (ja genau, der mit den Flügeltüren) und weitere Hingucker für Autokenner und -Liebhaber boten einmal mehr einen schönen Kontrast zu der Kulisse der modernen Anlagen des Ölrecyclingwerkes.
Die MRD ließ es sich nicht nehmen, die Gäste nicht nur mit einem kleinen Frühstück zu bewirten, sondern auch auf die Stärken dieser modernsten Raffinerie Europas mit dem Standort Dollbergen hinzuweisen.
MRD-Chairman Bernd Merle, seit Juli neuer Geschäftsführer der Raffinerie Dollbergen, nutzte die heutige Gelegenheit, um seinen Manager-Kollegen – allesamt hochrangige Entscheidungsträger aus der Wirtschaft – die Anlagen und das Anliegen der MRD-Avista am Beispiel der ESR-Anlage, der Erweiterten Selektiv-Raffination zu erläutern. Sinngemäß lauteten seine Ausführungen:
„Die Basisöle, die aus der einzigartigen ESR-Anlage kommen, sind aufgrund enthaltener Additivanteile weitaus hochwertiger als Rohölraffinate, die frisch aus Bohrungen gefördert werden. In der Anlage, die durch eigene Ingenieure entwickelt wurde, binden Lösungsmittel in einem patentierten Verfahren unter Druck und bei relativ niederen Temperaturen die Verunreinigungen aus dem Öl und die sogenannten Aromaten. So entsteht reinstes Basisöl: das Kernsolvat.
Das endlos einsetzbare Lösungsmittel wird verlustfrei für den nächsten Arbeitsgang wiederverwendet. Der Reinigungsvorgang ist durch die ESR-Anlage beliebig oft wiederholbar, denn das Lösungsmittel ist zu 100 Prozent im nächsten Vorgang einsetzbar und die kostbare Ressource Öl kann beinahe ohne Verlust dem Markt wieder zugeführt und veredelt weiter verwendet werden. Eine rundum saubere Sache, denn das neue Öl ist beinahe geruchsneutral und kann zu Schmierstoffen und Motorölen weiter verarbeitet werden.
Die während des Gesamtprozess anfallenden Koppelprodukte können zu anderen Produkten verarbeitet werden, sogenannten Schwerölen für den Einsatz in der Industrie.Ganz anders die leider immer noch gängige Praxis der endgültigen Verbrennung, wie etwa in der Zement-Industrie. Nur 31 Prozent der verfügbaren Öle werden recycelt, der Rest ist für immer verloren. Gäbe es hier klare Regelungen gegen die Verschwendung durch Verbrennung, könnte sogar manche Tiefbohrung nach dem schwindenden Rohstoff vermieden werden und die Umwelt würde weniger belastet.“
Die etwa 20 Teilnehmer der privaten Autotour, unter anderem finden sich in der Liste so bekannte Namen wie TUI-Chef Michael Frenzel, Rolf Wessel (Höft & Wessel AG) oder Berthold Krüger (Vorstand VW Marketing) mussten mit Hilfe ihrer Beifahrer in der Rallye-Station MRD das Gesamtgewicht ihrer exklusiven Fahrzeuge schätzen. Die genauen Zahlen wurden auf der Werkswaage der MRD ermittelt.
Unerwartete Probleme
Ein kleiner Pfahl, der sonst das unberechtigte Befahren verhindert und zum Ereignis umgelegt worden war, erwies sich für einige der doch recht flach gleitenden Luxuswagen als echtes Hindernis. Nicht auszudenken, wenn sich hier eines der unbezahlbaren Unikate den Unterboden aufgerissen hätte. Kurzerhand demontierte Bernd Merle mit eigener Hand den Pfahl des Anstoßes und verletzte sich zudem noch die Hand dabei. Nichts, was diesen so dynamisch wie sympathisch wirkenden Riesen aus der Ruhe gebracht hätte. Der MRD-Boss für Vertrieb und Finanzen, der inzwischen anscheinend jeden der etwa 200 Werksangehörigen mit Namen kennt und sich eindeutig mit seinem Unternehmen identifiziert, hatte danach keine Probleme die Fahrerteams in seiner gewohnt enthusiastischen Weise zu verabschieden.
Immer aktiv
Während der Konvoi des Geldadels seinem nächsten Tourenpunkt auf landschaftlich schönen Nebenstrecken und dem Endziel mit Currywurstessen entgegen fuhr, ging in der MRD die Arbeit in vier Schichten weiter. „Eine Raffinerie ist immer aktiv, rund um die Uhr, das ganze Jahr über“, sagte Bernd Merle. Sein Ziel sei es, recyceltes Öl so gesellschaftsfähig zu machen wie recyceltes Papier, das ebenfalls einen Wandel in der öffentlichen Wertschätzung erfahren habe. In den vergangenen Jahren hat die MRD über 80 Millionen Euro in den Standort Dollbergen investiert, weitere Expansionen seien in Planung. Das Potential des Unternehmens bei der Wiederverwertung von Öl sei noch lange nicht erschöpft.
Old meets Young meets Exotic-Tour 2010 Fotos
Am Rande bemerkt
In schöner Regelmäßigkeit hat die MRD Besuch – meist vor Wahlen – von politischen Vertretern, die sich informieren und vielleicht auch profilieren möchten. Bisher hatte jeder der Politiker versprochen, sich um eine Änderung in der Praxis der Ressourcenverschwendung zu kümmern. Erreicht wurde auf gesetzlicher Ebene bisher nichts. Die Gelegenheit zu nutzen, dank der guten Kontakte Bernd Merles, dem bekennenden MRD-Fan, auf diesem Weg die Einflussreichen und Mächtigen aus Industrie und Wirtschaft für das dringliche Thema zu sensibilisieren, ist mit Sicherheit ein kluger Schachzug. Einige der Gäste schienen sehr beeindruckt zu sein: von der seit fünf Jahren störungsfrei laufenden ESR-Anlage und auch von den Möglichkeiten, die das Verfahren für die Umwelt und unser aller Zukunft bietet.
Auch der Schritt des Konzerns in die Öffentlichkeit, um die Akzeptanz zu erhöhen, wiederverwertbares Öl gesellschaftsfähig zu machen, wie Herr Merle es sich wünscht, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Für Dollbergen bedeutet dies zudem, endlich von dem schlunzigen (schmuddeligen) Haberland-Image weg zu kommen und der Welt zu zeigen, wie die nun sauberste Raffinerie Europas funktioniert.
Anmerkung der redaktion
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