Warum ein Eimer pro Haushalt Pflicht war und was Speck mit Brandkatastrophen zu tun hatte.
Beim diesjährigen Herbstvortrag des Heimatvereins referierte Matthias Blazek über die Geschichte des regionalen Löschwesens. Der Journalist und Historiker ist Verfasser zahlreicher Bücher zu Geschichtsthemen und Feuerwehrchroniken, unter anderem auch der Chronik der Feuerwehr Dollbergen, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern konnte.
Der Vortrag hieß: Das Löschwesen im Bereich des ehemaligen Fürstentums Lüneburg, von den Anfängen bis 1900. Lüneburg, das war der Regierungssitz der Welfen und erstreckte sich von Harburg bis Sievershausen und von Schwarmstedt bis Gifhorn. Hochmotivierte Zuhörer erfuhren von den Wegen, die ein Heimatforscher gehen muss, um etwas über die lokale Geschichte nachzulesen – etwa zu Bränden und anderen Ereignissen. Häufig sei nur über einen Hausbrand etwas zu erfahren, wenn der Besitzer sich schriftlich um Hilfe an das Amt gewendet hatte. Doch wo lagern diese spärlichen Akten, sind sie vollständig und richtig sortiert, kann die alte Schrift entziffert werden? Manchmal geben Kirchenbücher Auskunft, wie etwa die Chronika Oberhagensis in Obershagen.
Im Laufe der Jahre hat Herr Blazek einiges an Daten über die Chroniken der einzelnen Orte und lokalen Ortswehren zusammentragen können. So wusste er über die erste aus Versehen stattgefundene Feuerbestattung in unserem Kreis zu berichten: Im Jahr 1679 sei ein Haus in Brand geraten, in dem ein Leichnam (Herr Fickeflacke) aufgebahrt gewesen war und Haus und Leiche sind bei dem Feuer eingeäschert worden.
Bereits 1587 hat es in Uetze eine große Brandkatastrophe gegeben, wie auch im Jahr 1863 ist damals ein Großteil der Höfe abgebrannt. Einen Zusammenschluss von Freiwilligen Löschhelfern hätte es dort aber erst im Jahr 1880 gegeben. Zu der verheerenden Ausbreitung von Bränden sei es durch – und man mag es kaum glauben – Speck gekommen. Die fetten Fleischwaren sind in der Hitze eines Hausbrandes regelrecht explodiert und die brennenden Stücke landeten auf den strohgedeckten nahen Nachbarhäusern. Die in den Regeln zur Brandverhütung vorgeschriebenen Löscheimer pro Hof halfen bei derartigen Feuersbrünsten auch nicht viel, wie man sich unschwer vorstellen kann.
Angesichts dieser Schäden, bei denen die Menschen Hab und Gut verloren, wurden Kommissionen gebildet, die zu Spenden aufriefen. Im Lüneburger Edikt von 1695 wurden die Heiratswilligen aufgefordert, 3 Mariengroschen in eine Feuerlöschkasse einzuzahlen, eingesammelt werden sollten die Beträge reihum durch den Pastor des Ortes. Aber wie das bei Regeln so ist, sind viele der Anordnungen im Laufe der Jahre wieder in Vergessenheit geraten.
Im 19. Jahrhundert, nach der Feuerlöschordnung von 1830, kam man endlich auf die Idee, das Feuerlöschwesen zu organisieren. Freiwilligen Wehren gründeten sich 1864 in Celle, 1874 in Burgdorf, 1880 in Uetze, wie schon weiter oben erwähnt. In allen Ortschaften fanden sich nach und nach Freiwillige, die sich mit viel Idealismus der Brandbekämpfung widmeten. Ein Idealismus, der bis heute Motivation zum Eintritt in eine Wehr ist.
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