Zum traditionellen Empfang im neuen Jahr hatte die Kirchengemeinde Dollbergen-Schwüblingsen Uwe Lampe gewonnen, Oberstleutnant der Reserve. Über zwei Stunden fesselte der Referent die Zuhörer mit detaillierten Einblicken aus seiner Zeit in dem instabilen orientalischen Land.
Nach einem Einsatz in Bosnien wurde der Oberstleutnant nach Afghanistan einberufen. Zu seinen Aufgaben gehörte die tägliche Bewertung der Sicherheitslage vor Ort. Die Islamische Republik Afghanistan ist ein Grenzlandstaat in Südasien, wichtig als Transitland, für strategische Zwecke der Großmächte und reich an unerschlossenen Bodenschätzen wie Öl und Gas. Haupteinnahmequelle ist Opium. Der jetzige unsichere Status rührt von einer zehnjährigen sowjetischer Besatzung in den 1980ziger und dem anschließenden Machtgerangel. Von Pakistan unterstützte Talibanmilizen verbreiteten Terror, den die USA seit 2001 mit aller Härte bekämpfen. Die Republik, die seit 2004 im humanitären Wiederaufbau ist, wird dabei von den ISAF-Staaten (Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe, 50 Länder sind beteiligt) unterstützt, zu denen auch Deutschland gehört. Deutsche Truppen in Stärke von über 4000 Soldaten sind im Norden des Landes eingesetzt, ein Gebiet so groß wie Hessen.
Die jetzigen Besatzer der ISAF-Staatengemeinschaft versuchen das Land zu befrieden. Die ausländischen Streitkräfte sollen Frieden schaffen, indem afghanische Armee, Polizei und Administration ausgebildet werden und Soldaten die Einrichtungen bewachen. Entwicklungshilfeprojekte werden zwar durchgeführt, sind aber oft erfolglos, weil sie teils entgegen der Mentalitäten geplant werden. Hilfsgüter kommen teils nicht an, weil sie auf dem 1000 Kilometer langen Weg von der pakistanischen Hafenstadt verloren gehen. Die Soldaten gehen zwar auf Patrouille, der Radius der Einsatzmöglichkeiten beschränkt sich jedoch auf die nähere Umgebung der Standorte. Afghanistan ist ein gebirgiges Land und kaum mit Kettenfahrzeugen zu befahren. Hunderte Wracks sowjetischer Panzer bestätigen dieses. Und immer noch bedrohen islamistische Anschläge das Leben der Einheimischen und der Besatzer.
Was passiert mit dem Land, wenn die ISAF-Truppen abziehen, fragt sich Uwe Lampe und ist äußerst skeptisch. Das UN-Mandat läuft im Jahr 2014 aus. Mit seiner kritischen Meinung stößt er nicht immer auf Gegenlieben bei seinem Arbeitgeber, der Bundeswehr.
Gerahmt wurde der Neujahrsempfang von Pastor Michael Sassenhagen, der Lieder von Wolf Biermann (Soldat, Soldat u.a.) zur Gitarre sang.
Erlebnisse und Erfahrungsbericht sind zum Beispiel hier noch einmal nachzulesen: Kriegstagebuch Uwe Lampe bei tacheles.tv,
und ein Interview mit Uwe Lampe bei Heise.de, 2007.
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