Regionstour startete in Dollbergen

SPD-Logo 30.01.2012 – Vertreter der Arbeitsgruppe Umwelt und Klimaschutz der SPD-Regionsfraktion besuchten die Gemeinde Uetze. Am besten kann sich der Mensch vor Ort ein Bild zu einem Thema machen. So begann die Tour der Regionsabgeordneten am ehemaligen Gasolingelände in Dollbergen, das derzeit im Änderungsverfahren zur Flächennutzung steht. Die eingezäunte Industriebrache soll nach Überlegung der Verwaltung wieder als Gewerbefläche genutzt werden. Das Altlastengelände, das sich im Besitz des Rechtsnachfolgers BP befindet, war jahrzehntelang zur Erholung des hoch belasteten Bodens still gelegt worden.

Die Idee, dieses ehemalige Industriegelände minderer Qualität nun erneut für Gewerbegebiete frei zu geben, soll die wertvolleren Grün- und Ackerflächen bewahren, die bereits dafür vorgesehen waren und aus der Planung genommen werden sollen. Der Regionsabgeordnete und Ortsbürgermeister Jürgen Buchholz verwies auf eine Stellungnahme des BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz, der Anfang Dezember diese Industriebrache als wertvolles Biotop eingestuft hatte, da sich hier in den letzten vier Jahrzehnten etliche Vogel- und Kleintierarten ausgebreitet hätten. Da es in der frühzeitigen Beteiligung des BUND große Bedenken und Einwände gab, wollte sich die AG Umwelt und Klimaschutz vor Ort selbst informieren und sich einen Überblick verschaffen, um in den nächsten Wochen zu einem abschließenden Urteil zu kommen.

Angesichts des eingezäunten, verwilderten Geländes, auf dem nur vereinzelt dürre Birken im spärlich wuchernden Unkraut wachsen, fällt es schwer, die Kartierung des BUND nachzuvollziehen. Fast scheint es, als wäre der Artikel rein am Schreibtisch entstanden, ohne persönliche Inaugenscheinnahme. Es fehlen nämlich gänzlich die großen alten Bäume – wie im umliegenden Waldgebiet jedoch reichlich vorhanden -, die als Ansitz für Greifvögel oder als Nistbaum für Fledermäuse dienen könnten. Diese nutzen als Winterquartier unterirdische Bunker, die seit Jahren bereits vom örtlichen Naturschutzbund betreut werden und von der Umgestaltungsplanung zum Gewerbegebiet großflächig ausgenommen wurden. Was die unter strengem Schutz stehenden Eidechsen anbelangt, so zeigt sich Werner Backeberg zuversichtlich, diese gezielt in die geplante Ausgleichsfläche umsiedeln zu können: „Man hat mit derartigen Umsiedlungen in Lehrte gute Erfahrungen gemacht, hier wird die Maßnahme als Probe laufen.“ Trotzdem seien die Bedenken von BUND und der Anwohner schwerwiegend im Hinblick auf den Arten- und Naturschutz.

Die Umsiedlung der Reptilien hat einen hohen Stellenwert, da baldigst mit dem Bau von benötigten Parkplätzen an der Nordseite des Bahnhofs begonnen werden soll, von deren Dringlichkeit sich die Delegation selbst überzeugen konnte. Karlheinz Mönkeberg von der Arbeitsgruppe Verkehr der SPD-Regionsfraktion versichert: „Es ist seitens der Region alles bereit, die finanziellen Mittel wie die Pläne sind da, wir warten nur noch auf grünes Licht.“ Abgesehen von der gesicherten P-R-Erweiterung ist für das geplante anschließende Gewerbegebiet eine Ansiedlung logistischer Unternehmen an der Bahnhofstraße angedacht, in zweiter Reihe dahinter eine Fotovoltaikanlage und ein Unternehmen, das abgelaufene Lebensmittel entpackt und die Biomasse verwertet. In dieser Anlage sollen Reststoffe aus Industrie, Landwirtschaft und Energiepflanzen zum Einsatz kommen, Gülle jedoch werde nicht eingesetzt. Die Hälfte der Anlieferung könnte dabei über einen Gleisanschluss erfolgen, der den Verkehr per LKW halbieren und somit entlasten würde.

„Wir sind hier in Uetze für die Planungen der Wirtschaftsförderung der Region zu weit weg“, beklagte Bürgermeister Werner Backeberg. „Wir versuchen daher eine Gestaltung aus eigener Kraft, wollen jedoch nichts Rechtswidriges durchsetzen, sondern lediglich unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Die Planung passt in das Uetzer Konzept der grünen Entwicklung, Ressourcen zu schonen und Energie aus regenerativen Stoffen zu gewinnen. Wir sind im Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde, um Konsens und Lösungen zu erreichen. Alle Planungen werden sorgfältig geprüft.“ Die SPD wird diese Thematik ernst nehmen, intensiv diskutieren und abwägen. Es bliebe allerdings zu hoffen, dass die Park and Ride Anlage trotzdem als vorgezogene Maßnahme vorab umgesetzt wird, wünschte sich Jürgen Buchholz.

Im weiteren Verlauf des Ortstermins in Dollbergen besuchte die Delegation der Regions-SPD die Raffinerie Dollbergen, die gebrauchtes Öl aufarbeitet und veredelt. Es stand nach einer Einführung durch die Geschäftsleitung eine Betriebsbesichtigung auf dem Zeitplan. Anschließend wurde auf dem Weg zur Biogasanlage in Hänigsen an der Fotovoltaik-Anlage bei Dollbergen halt gemacht. In Hänigsen gab es Informationen zur dortigen Biogas-Anlage und dem Heizkraftwerk auf Schmidts Hof, mit dem die Schule und das Freibad Hänigsen beheizt wird.

Informationen zur geplanten Parkplatzerweiterung am Bahnhof Dollbergen. Werner Backeberg und Gerhard Ruff, links, erläutern der Regionsdelegation die geplanten Erweiterungen der Parkplatzanlage Nord am ehemaligen Gasolingelände in Dollbergen.

Quellenverweise

Nachdem Herr Dr. Oliver Katenhusen am 14.2.2012 im D-Forum darauf hingewiesen hat, dass die verwendeten Begriffe Gutachten und Stellungnahme nicht ganz korrekt genutzt wurden, hier die Verweise zu den einzelnen Dateien:
Im Ratsinformationssystem der Gemeinde Uetze gibt es die 3 Mb große PDF-Datei zur Änderung des Flächennutzungsplanes herunterzuladen. Unter Ramiris.de in der Suchmaske die DS-Nummer 09_0424.01 eingeben, vom September 2011 datiert. Die Datei enthält die bebilderten Gutachten des beauftragten Planungsbüros.

Auf der Seite des Bundes für Naturschutz ist die BUND-Stellungnahme in Artikelform zu lesen und ebenfalls als PDF-Datei herunterzuladen.

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